Erst Ausbildung, dann Studium – und das in kürzester Zeit. Ein duales Studium der Elektrotechnik ist ein optimales Sprungbrett für den Ingenieurberuf. Auch Ion Malanciuc hat sich für das duale ausbildungsintegrierende Studienmodell „Doppelt Gut“ entschieden. Warum, erklärt er uns im Interview …

 

Warum wollten Sie gerne ein duales Studium machen? Was war für Sie der Anreiz?

Das „Doppelt Gut“-Angebot war für mich die optimale Wahl, weil es eine Berufsausbildung mit einem Studium vereint und das in einem Zeitraum von vier Jahren. Außerdem habe ich es als eine Art Back-Up gesehen, falls es Schwierigkeiten mit dem Studium geben sollte, hat man ja immer noch die Ausbildung in der Tasche. Ich wusste bereits aus eigener Erfahrung und auch von anderen, dass das Studium der Elektrotechnik nicht so leicht ist. Ich hatte selbst schon einmal ein Studium abgebrochen. Daher war das duale Angebot für mich perfekt, sodass ich zuerst eine Ausbildung mache und somit auf Nummer sicher gehe, falls es mit dem Studium dann doch nicht gelingen sollte.
 
In welchem Ausbildungsunternehmen sind Sie? Wie haben Sie Ihren jetzigen Arbeitgeber gefunden?

Den "Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik" habe ich bei einem reinen Elektroinstallationsunternehmen gelernt. Mit der Zeit habe ich gemerkt, dass mich auch andere Bereiche der Elektrotechnik als nur die klassische Installation interessieren wie zum Beispiel große Industriemaschinen. Da ich Windkraftanlagen schon immer faszinierend fand, dachte ich mir, dass ich den Schritt wagen sollte und mich nach der Ausbildung bei einem anderen Unternehmen bewerben will, wo ich dann den Studium-Teil absolvieren werde. So bin ich jetzt in einem Unternehmen, das Windkraftanlagen betreut.

Haben Sie Tipps, wie Interessierte einen geeigneten Ausbildungsplatz finden können?

Mut und Hartnäckigkeit. Wie sagt man so schön: "Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg". Selbst wenn man Absagen erhält, weitersuchen und eventuell auch Firmen anschreiben, die nicht offiziell vom „Doppelt Gut“-Programm als Kooperationspartner geführt werden. Man sollte sich auch klarmachen, warum man das macht. Einfach so um etwas auszuprobieren ist vielleicht die falsche Herangehensweise, weil somit die nötige Motivation fehlt.

Für welchen Studienschwerpunkt haben Sie sich entschieden? Warum?


Im Studiengang Elektrotechnik gibt es ab dem 4. Semester die Schwerpunkte "Elektronische Systeme" und "Energie- und Antriebssysteme". Ich habe mich für Letzteres entschieden, weil zum einen die Ausbildung vom Inhalt her in Richtung Energietechnik ging und man hier die Gelegenheit bekommt, manche Inhalte zu vertiefen und zum anderen, weil ich große Industriemaschinen nur hier antreffen kann.

Welche beruflichen Ziele haben Sie? Inwiefern bringt Sie ein duales Studium dorthin?


Ich würde gerne eine ausgewogene Kombination aus Bürotätigkeit und Außeneinsätze ausüben. Das duale Studium wird mich hoffentlich dahinbringen, weil die praktischen Fähigkeiten aus der Ausbildung plus dem vertieften Verständnis aus dem Studium eine Fachkraft ausmachen, die meiner Meinung nach diese beiden Felder ausreichend abdecken kann. Ich denke, ein duales Studium bereitet mich durch die Praxisnähe besonders gut darauf vor, auch später als Ingenieur viele Praxiseinsätze zu machen anstatt hauptsächlich im Büro zu arbeiten.
 
Welche Themen finden Sie in der Ausbildung / im Studium besonders spannend?


Als Stichworte sind das zum Beispiel die Themen Kurzschlüsse, Fehlersuche, Transformatoren, Umrichter und Arbeitsschutz. Vom Format her fand ich die Praxiskurse während der Ausbildung besonders gut. Diese waren sehr anschaulich. Wir haben beispielsweise gelernt, wie man Motoren analog mit Leitungen anschließt, Steuerschaltungen projiziert und realisiert. Das heißt, wir haben hands-on mit Kabeln gearbeitet und von der Idee bis zur Umsetzung alles selbst mit ganzen Bauteilen umgesetzt.
 
Wie kamen Sie mit dem Online-Learning bei den Brückenmodulen zurecht?


Das Online-Learning war für mich in Ordnung. Man muss sich aber auch etwas bemühen, weil man bis hier in der Schule das autodidaktische Lernen nicht gewohnt war. Selbstdisziplin und Fleiß sind gefragt. Nach der Arbeit kam ich zu Hause an, habe etwas gegessen und ein Nachmittagsschlaf gemacht. In den Lernphasen habe ich dann abends noch die Hausaufgaben und die Brückenmodule bearbeitet. In der Woche habe ich mir für die Brückenmodule 2-3 Stunden am Tag genommen, mal mehr mal weniger. Zwischendurch haben wir uns auch mal online mit den Professoren getroffen, um persönlich Fragen zu besprechen.
              
Wie erleben Sie den Wechsel zwischen Arbeit und Studium? In welchen Punkten unterscheidet sich Ihr Alltag von dem eines regulären Studierenden?

Der Wechsel zwischen Studium und Arbeit ereignet sich nur von der Vorlesungszeit zu den Semesterferien. Das ist immer sehr angenehm, weil man so immer eins von beiden vermissen kann. Während des Studium sehnt man sich nach der Arbeit in der vorlesungsfreien Zeit und umgekehrt. Beim Alltag denke ich, dass die regulären Studierenden sich um einen Nebenjob kümmern müssen, um den Lebensunterhalt zu bestreiten. Diese Last erlebe ich aufgrund der Ausbildungsvergütung zum Glück nicht. Dass man beim dualen Studium von Anfang an Geld verdient, war für mich ein Hauptargument, warum ich mich für dieses Modell entschieden habe.
 
Was sind aus Ihrer Sicht neben dem Geldverdienen weitere Vorteile eines dualen Studiums?

Die praktischen Erfahrungen, die man im Unternehmen sammelt, geben einem die nötige Motivation, um die (manchmal) trockenen Themen in der Vorlesung besser aufzunehmen. Man weiß für was man es später brauchen kann. Das weckt eine gewisse Neugier, die zum Weitermachen antreibt. Außerdem kann es sein, dass man damit bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt hat als ein Absolvent mit weniger Praxiserfahrung.
 
Für wen eignet sich aus Ihrer Sicht ein duales Studium der Elektrotechnik am meisten?

Für alle, die gewillt sind auch mal ein Wochenende fürs Lernen zu opfern – zumindest in den Lernphasen und vor allem vor Klausuren. Man sollte auch etwas Interesse an Mathematik und Physik mitbringen. Ansonsten quält man sich zu sehr und fällt durch die Prüfungen.
 
Welche Voraussetzungen sollten die dual Studierenden mitbringen?

Neugier, Ehrgeiz, Willenskraft und Durchhaltevermögen. Und man sollte kommunizieren können, vor allem mit den Professoren. Man sollte sich angewöhnen stets E-Mails zu schreiben, wenn etwas unklar ist.

Vielen Dank für das Interview, Herr Malanciuc, und für Ihre Ingenieurslaufbahn weiterhin viel Erfolg und Freude im Job!


Foto: © Ion Malanciuc privat