Landschaftsarchitektur Exkursion nach Kopenhagen - in die erste klimanneutrale Hauptstadt der Welt
Anfang November fuhren über 30 Studierende der Landschaftsarchitektur mit ihren Professoren Prof. Dr. Jens Lüdeke und Prof. Dr. Jörg Forner zu einer Exkursion in die dänische Hauptstadt, die nicht nur durch wegweisende Architektur berühmt ist, sondern auch in Sachen grüner Politik eine Vorreiterrolle einnimmt.
Wie können wir uns an die Extremwetter anpassen, die durch die Klimakrise schon heute immer häufiger auch in Deutschland große Schäden anrichten? Kopenhagen probiert seit mehreren Jahren Lösungen aufzuzeigen und gilt als Vorzeigestadt für grün-blaue Infrastruktur.
Um sich mit diesen vor Ort zu beschäftigen, ging es für unsere Studierenden der Landschaftsarchitektur in die Hauptstadt Dänemarks. Am Freitag stand zunächst ein Rundgang durch die Innenstadt auf dem Programm. Dieser führte vom Rathausplatz, durch die Fußgängerzone zum Schloss Rosenborg, in dem die dänische Königsfamilie residiert. Der Fokus lag für uns jedoch mehr auf dem Schlosspark und dessen Wert als Gartendenkmal. So beleuchteten wir unter anderem die Entwicklung der barocken Anlage und schauten uns an, wie auch moderne Elemente (z.B. Spielplätze) in ein historisches Ensemble integriert werden können.
Im Anschluss ging es ins Architektenviertel. Dieses ist nach den Kriterien von Jan Gehl auf das Wohlbefinden der Menschen im Freiraum ausgerichtet. Der studierte Architekt vertritt die Philosophie, dass viele Städte heute viel zu groß dimensioniert und somit nicht für den Menschen gemacht sind. Seiner Ansicht nach, müssen Städte wieder mehr aus der Fußgängerperspektive geplant werden und nicht im Luftbild möglichst schöne Kompositionen ergeben. Dieser Grundsatz wurde in diesem Viertel verfolgt und so entsteht eine kleinräumige Atmosphäre mit Reihenhäusern, zwischen denen Kinder ungestört spielen können und das nachbarschaftliche Miteinander wieder an Bedeutung gewinnt.
Im Kontrast dazu stand der nächste Stopp. Das „Rigshospital“ ist das zweitgrößte Krankenhaus in Dänemark und vermittelt von außen einen eher düsteren Eindruck. Umso wichtiger sind die Außenanlagen solcher Einrichtungen, die wir uns gemeinsam anschauten. Herr Forner gab einen kurzen Exkurs in die Gestaltung von Freianlagen bei Gesundheitseinrichtungen, die auch im Modul Objektanalyse des 7. Semesters eine wichtige Rolle spielt.
Danach stand der Besuch der angrenzenden Universität an. Hier gab es in der Kantine eine Stärkung, bevor wir uns auf den Weg zum letzten Programmpunkt des Tages machten. Dies war der Superkilen Park, welcher Studis der Landschaftsarchitektur ab dem 1. Semester als Vorzeigebeispiel für künstlerisch, integrative Gestaltung von Freianlagen begleitet. Der Park, der vom Berliner Büro Topotek 1 mitgestaltet wurde, soll die unterschiedlichen Nationalitäten und Bevölkerungsgruppen zusammenbringen. Um der Sache auf den Grund zu gehen, stellten wir die unterschiedlichen Angebote auf den Prüfstand. Von Schaukeln, über einen Boxring bis zu den diversen Hangelparcours wurde nichts ausgelassen. Der Park erweckte bei vielen von uns das innere Kind und so lässt sich festhalten, dass die Berliner Planer*innen ihren Job gut gemacht haben.
Nach einem gemeinsamen Tagesausklang mit angeregten Gesprächen in der Lobby des a&o Hostels, ging es am Samstag zunächst zur berühmten Fotokulisse der farbigen Häuser von Nyhavn. Nach einem kurzen Bummel über den Weihnachtsmarkt fuhren wir mit unseren Leihfahrrädern über eine der unzähligen Brücken zum Opernhaus mit dem neu gestalteten Opera Park. Dieser beeindruckte mit diversen, hoch qualitativen Pflanzungen und einer organischen Formsprache, die immer wieder verschiedene kleine Räume eröffnete. Anhand dieses Parkes erörterten wir Pflege- und Kostenaspekte verschiedener gestalterischer und bauchtechnischer Komponenten. Im Anschluss führte uns Herr Lüdeke durch den Stadtteil Christiana. Die seit den 70er Jahren selbstverwaltete Gemeinde zeigt auf, wie eine alternative, basisdemokratische Gesellschaftsform funktionieren kann und ist einer der Touristen Hotspots Kopenhagens. Auf unserer Tour über die ehemalige Festungsanlagen kamen wir an unterschiedlichsten von den Einwohnenden errichteten Wohnformen vorbei.
Den Abschluss des Tages stellte ein beeindruckender Sonnenuntergang auf dem Copenhill dar. Die Müllverbrennungsanlage wartet mit intensiver Begrünung, einer Dachbar und einer künstlichen Skipiste auf, die es ermöglicht, die komplette Anlage hinunterzufahren. Der Blick über die Stadt war definitiv eines der Highlights der Reise.
Der Sonntag war dann für viele bereits wieder der letzte Tag. Am Morgen fuhren wir zum berühmten Parkhaus im Neubauquartier am Nordhafen. Auf dessen Dach befindet sich ein Spiel- und Sportplatz, der zeigt, wie Dachflächen sinnvoll genutzt werden können.
Im Anschluss fuhren wir wieder in den Süden kamen unter anderem an einem Wahrzeichen Kopenhagens, der kleinen Meerjungfrau vorbei. Unser Ziel war der „Karen Blixens Plads“, der aus einer Vielzahl dezentraler Retentionsflächen besteht, die zusammen mit den Dachflächen in einen künstlichen Teich im Zentrum des Quartiers entwässert wird. Zusammen mit den Professoren schauten wir uns an, wie Starkregenvorsorge gestalterisch und technisch gut in Planungen integriert werden kann. Am Abend ging es noch einmal ins Zentrum und wir ließen die Studienfahrt in einer Bar Revue passieren.
Für einige von uns waren 3 Tage zu kurz, weshalb wir den Montag noch nutzten, den großen Naturpark der südöstlichen Insel zu erkunden. Dieser ist aus landschaftsplanerischer Sicht äußerst reizvoll. Auf riesigen, renaturierten Flächen findet man hier Birkenwälder, in denen Lamas und Alpakas leben, Streuobstwiesen auf welchen Kühe und Pferde grasen und eine enorme Vielfalt heimischer Vogelarten.
Abschließend lässt sich festhalten, dass die Fahrt sowohl auf die Studieninhalte und neu gewonnene Erkenntnisse als auch für das semesterübergreifende Gemeinschaftsgefühl ein voller Erfolg war. Ein großer Dank geht hierbei nochmal an die Professoren Lüdeke und Forner, die diese Exkursion ermöglicht haben.
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