Preisträger*innen Jasmin Marie Hahn & Fabian Wilxmann
Studienpreis des Landesdenkmalamtes Berlin 2023
Neue Chancen für den Brutalismus - Umnutzung des "Mäusebunkers" in Berlin-Lichterfelde: Thema der Masterthesis ist die Auseinandersetzung mit den zentralen Tierversuchslaboratorien der Freien Universität Berlin, auch „Mäusebunker“ genannt. Das 1982 errichtete Gebäude gehört zu einem der prägnantesten Beispiele des Brutalismus in Berlin. Das seit 2003 von der Charité genutzte Gebäude steht heute leer und war zum Abbruch vorgesehen. Eine Petition im Jahr 2020 sowie mehrere Ausstellungen konnten die Abrisspläne stoppen. Das vom Landesdenkmalamt Berlin 2021 eingeleitete Modellverfahren befasst sich mit der Geschichte und den Besonderheiten des Gebäudes mit dem Ziel des Erhalts und der Suche nach möglichen adäquaten Nutzungen. Zentrale Aufgabe im Rahmen der Masterthesis ist die Entwicklung einer Herangehensweise im Umgang mit diesem besonderen Gebäude hinsichtlich seiner Typologie und seiner problematischen Vergangenheit. Dabei sollen die Potentiale des Standortes und des Gebäudes thematisiert werden.
Unter Beibehaltung der Typologie des Gebäudes, seiner prägnanten Fassadengestaltung sowie wichtiger Bereiche im Innenraum als Beleg der damaligen Nutzung sollen Lösungen zum Umgang mit den problematischen Aspekten des Bestandsgebäudes entwickelt werden, wie der fehlenden Belichtung im Inneren, den niedrigen Technikgeschossen, der dunklen Vergangenheit. Das Nutzungskonzept soll eine Vielfalt an Nutzungen vorsehen, die das bisher für die Öffentlichkeit nicht zugängliche Gebäude zugänglich machen können. Potentiale werden im Rahmen eines Kunst- und Kulturstandorts gesehen. Ein wichtiger Aspekt soll auch dem Thema des Zusammenlebens von Mensch und Tier gewidmet werden, um der Geschichte dieses Standortes gerecht zu werden.
.
In unserer Entwurfsfindung standen 3 wesentliche Aspekte im Vordergrund:
1. Die einstige Monofunktionalität soll aufgehoben werden.
Für einen einzigen Nutzer ist das Gebäude schlichtweg zu groß. Durch mehrere Nutzer, verschiedene und flexible Nutzungen ist das Gebäude vor einem künftigen Leerstand besser geschützt. Außerdem wird durch diese Maßnahmen ein Reagieren auf mögliche standortspezifische Bedarfsänderungen vereinfacht.
2. Jeder soll Zugang zum Gebäude haben.
Öffentliche Nutzungen müssen aus unserer Sicht Teil des Umnutzungskonzepts sein. Nur indem allen Menschen der Zugang ins Gebäude gewährt wird kann erreicht werden, dass in ihren Gedanken eine Separierung der Architektur des Gebäudes selbst und der damaligen Nutzung als Tierversuchslabor möglich wird. Nur wenn das gelingt, werden auch künftige Nachnutzungskonzepte in diesem Gebäude akzeptiert werden können.
3. Die Beziehung zwischen Mensch und Tier muss neu definiert werden.
Während das Gebäude seinerzeit für die Verwertung von Tieren zu wissenschaftlichen Zwecken stand, möchten wir eine friedliche Koexistenz schaffen und weite Teile des Gebäudes, die für den Menschen ohnehin schwer nutzbar zu machen wären, für die Tierwelt freigeben.
Der menschliche Einfluss auf diese Bereiche soll dabei so gering wie möglich gehalten werden.
Text und Abbildungen: Fabian Wilxmann & Jasmin Marie Hahn