Preisträger Jan Kottkamp & Leon Schnitzer
Platz 1 / Baunetz Campus Masters, WA Förderpreis

Die zunehmende Digitalisierung und die Ausweitung des Online Handels in Folge der Corona Pandemie haben den Leerstand und die Verödung der Innenstädte rasant vorangetrieben. In besonderem Maße davon beeinflusst ist die Typologie des Kaufhauses, welches ausschließlich monofunktional und konsumorientiert ausgerichtet ist. Die Arbeit Kollektiv Kaufhof beschäftigt sich intensiv mit dieser aussterbenden Gebäudetypologie. Dabei wird für den 1993 erbauten und seit Januar 2023 leerstehenden Galeria Kaufhof in Halle (Saale) ein zukunftsfähiges Konzept entwickelt.

Ziel ist es, das Kollektiv Kaufhaus zum neuen Herz der Innenstadt von Halle zu machen. Als Haus der Partizipation fungiert es als sozialer Katalysator, der den Austausch und das Zusammenkommen der Hallenser*innen fördert. Im Gegensatz zur Verödung der Innenstadt schafft das revitalisierte Kaufhaus einen Ort des Aktivwerdens und der kooperativen Stadtentwicklung. Der vormals abgeschottete Bestand wird durch gezielte Interventionen geöffnet. Eine neue flexible Hülle fasst die chaotischen Motive der Bestandsfassade zu einem klaren Äußeren zusammen, ohne den ursprünglichen Charakter des Gebäudes zu verbergen. Diese neue Schicht bildet einen Übergang vom bestehenden Bau zum Kontext des Marktplatzes. Innen und außen entsteht eine flexible Struktur, die sich an verschiedene Nutzungen anpassen kann.

Rückbau bestehender Hülle

Öffnen der Bestandsstruktur

Schließen der Öffnungen

Ergänzen der neuen Hülle

Das Kaufhaus wird als informeller Ort zu einem erweiterten Stadtraum. In seinem neuen Programm vereint es eine Markthalle, eine Bibliothek, Werkstätten, Arbeitsplätze, Veranstaltungsräume, Labors für das Erlernen neuer Fähigkeiten sowie Begegnungszonen und ruhige Lesebereiche. Eine klare Gliederung der verschiedenen Nutzungen ist entscheidend für das reibungslose Funktionieren des Kaufhauses. Ähnliche Funktionen werden zusammengefasst und hervorgehoben. Neu geschaffene Galerieebenen verbinden die Nutzungen geschossübergreifend. Neben klar definierten Bereichen gibt es flexible Räume, die nach Bedarf von den Nutzer*innen gestaltet werden können.

Das Kollektiv Kaufhaus öffnet sich sowohl pavillonartig zum Marktplatz hin und schafft räumlich und programmatisch einen schwellenlosen Übergang. Die Eingangshalle fungiert als zentraler Treffpunkt und verbindet die verschiedenen Bereiche. Eine neu entwickelte Erschließungszone sorgt für eine klare Orientierung im Haus und verbindet die einzelnen Nutzungen in der Vertikalen. Der Treppenraum befindet sich in einem, durch Deckendurchbrüche geschaffenen Luftraum. Die Unterzüge des Bestands sind erhalten und gliedern fragmentarisch den freien Raum. Eine transparente Fassade verbessert die Lichtdurchlässigkeit, während die bestehende Betonstruktur erhalten bleibt und rückbaubare Holzkonstruktionen für den Innenausbau verwendet werden.                                                                                                                                                                


Text und Abbildungen: Jan Kottkamp & Leon Schnitzler, Foto: Janine Seiffert